Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Frage nach dem Einfluss kulturell geprägter Normen und kultureller Werte hinsichtlich der idealen Ausgestaltung des Altersübergangs auf die Erwerbsbeteiligung älterer Menschen zwischen 55 und 64 Jahren in Europa. Im Anschluss an die inhaltliche Konkretisierung des Begriffes der Altersübergangskultur, wird auf Basis des Modells der soziologischen Erklärung ein erweitertes Altersübergangsmodell entwickelt, in dem die Altersübergangskultur einer Gesellschaft explizite Berücksichtigung findet. Im Rahmen einer quantitativen Datenanalyse wird dann ein erster Versuch unternommen, das theoretische Modell empirisch zu plausibilisieren. Als Datengrundlage dient die dritte Runde des European Social Survey (ESS) aus dem Jahre 2006. Im Ergebnis zeigt sich, dass der Einfluss kultureller Normen und Werte auf die Altersübergangsentscheidung der Individuen sowohl theoretisch modellierbar, als auch empirisch belegbar ist. Theoretisch besitzt die Kultur eine doppelte Bedeutung für die Altersübergangsentscheidung, da sie sowohl handlungsbedingend als auch handlungsstrukturierend wirkt. In den empirischen Analysen zeigt sich ein positiver Zusammenhang zwischen den Einstellungen zur idealen Ausgestaltung des Altersübergangs und der individuellen Erwerbswahrscheinlichkeit im höheren Alter. In Hinblick auf spezifische Muster von Altersübergangskulturen weisen überdies Länder mit einer geringen Erwerbstätigenquote Älterer auch eine tendenziell ausstiegsorientierte Altersübergangskultur auf und umgekehrt.
Klaus Schleicher setzt sich mit einem zentralen Problem in unserer globalisierten Welt auseinander. Er untersucht, wie sich Werte in der Gesellschaft entwickeln und heute dramatisch verändern. Unsere Einstellungen sind lokal geprägt, treffen aber auf eine globale Dynamik von Migration und Solidarität, von Rechtlosigkeit und der Frage nach den Menschenrechten, religiöser Verständigung, aber auch Gewalttätig- keit. An all diesen Spannungen nehmen wir im Alltag oder über die Medien teil und sollen dabei reflektiert und verantwortungsvoll handeln. Wie aber lässt sich unter derart verschiedenen Einflüssen wertbezogen und verantwortlich HANDELN und ERZIEHEN, ohne die eigenen Grundlagen aufzugeben und fremde Überzeugungen zu missachten? Nur bei gemeinsamer Beachtung von human-ökologischen Überlebensanforderungen und nachhaltigen Wertklärungen ist künftig noch ein bewusstes und verantwortliches Handeln möglich. Der Autor zeigt, welche Ebenen und Perspektiven im Bildungsprozess zu berücksichtigen sind und weshalb Wertkonflikte unvermeidbar sind. Angesichts der vielfältigen Veränderungen in unserer globalisierten Welt ist die Frage nach den Werten nicht nur eine kulturelle Herausforderung, sondern auch wichtig für das Überleben der Menschheit. Prof. Dr. Klaus Schleicher, geb. 1935, em. Professor für Vergleichende Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg. Berater des Schweizer Fernsehens, der Kübel Stiftung und der GTZ in Saudi Arabien, Malaysia, Oman; Gutachter auf Landes- und Bundesebene sowie des Europarats und der EU; Forschungsaufträge der Länder NRW und Hamburg; Leitung von Umweltbildungsprojekten der BLK; Gastprofessuren in USA, England und Japan.
"Values are the driving force of every normalisation; the norm is value solidified into obligation." This work analyses the relation between values and norms in a width and depth not previously seen. Fundamental issues of legal theory and legal philosophy are answered using a general theory on values and moral concepts, value thinking and value language, and combined into a closed edifice of ideas. The author consistently positions himself as a subjectivist and relativist by first rejecting absolute and objective value theories as unprovable and subsequently postulates a provability of legal and moral norms that is exclusively relative. The result is a moderately legal positive approach which does not regard justice as a necessary conceptual component of law, but which views it as a target value of legislation and legal practice.
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Der Autor geht der Frage nach, inwiefern das Handeln der Menschen normierungsbedürftig ist. Ferner wird dargestellt, wie die handlungsanleitenden Normen bzw. die hinter ihnen stehenden Werte begründet werden können. Schließlich geht es um Wertewandel, Sinnkrise und die Folgen für das Handeln. Bei der Suche nach einem praktikablen Konsensus für gemeinsames Handeln tauchen nach Meinung des Autors die letztendlich unwiderleglichen Prinzipien der Kommunikationsethik als Leitsterne auf. (BL)
Der Autor zeichnet die Entwicklungen des kemalistischen Werte- und Normensystems in der Türkei nach, das im ehemaligen Einparteienstaat zur Konstruktion der Kerngesellschaft der "Nation der westlichen Türken" anstelle der abgeschafften Scharia eingeführt wurde. Ziel der "Sechs Pfeile" war die Entstehung des Glaubens der zu säkularisierenden und zu türkisierenden Beherrschten an die Rechtmäßigkeit der Herrschaft der kemalistischen Staatspartei. Weitere Gründe für das kemalistische Werte- und Normensystem waren die Herbeiführung transethnischer Binnenintegration der zu beherrschenden Bevölkerung zum Schutze vor Abspaltung, die Erschaffung eines türkischen Bürgertums sowie die Herstellung internationaler Souveränität der Türkei zur Sicherung der internationalen Zukunftsfähigkeit. Es wurden darüber hinaus Flagge, Nationalhymne und Atatürk als weitere Identifikationssymbole und Bezugsmerkmale zur Definition der westlich-türkischen Kerngesellschaft zur Konstruktion der modernen türkischen Nation in Abgrenzung von der islamischen oder ethnisch-separatistischen Reaktion benutzt. Aber mit der Einführung des Mehrparteiensystems begann der Wiedereinzug des Islams in Politik und Gesellschaft. Der zunehmende Einfluss des Islams auf die Gesellschaft und Politik, der Zuwachs der pro-kurdischen Bewegung und die von der Europäischen Union verlangten Binnenstrukturreformen hinterfragen die Rolle des Kemalismus heute. (ICI2)
Klappentext: Während philosophische Theorien üblicherweise die Inkonsistenzen eines modernen Werte-Pluralismus mit neuen ethischen Konzepten heilen wollen, interessiert sich die soziologische Systemtheorie für die schlichte Beobachtung moralischer und ethischer Kommunikation. In den Blick rücken dabei praktische Situationen, in denen ethische Konzepte, moralische Subjekte, normative Ansprüche und Werte entstehen und anschlussfähig werden. Dieser Band versammelt empirische Studien zu so unterschiedlichen Kontexten wie Krankenhäusern, Wirtschaftsorganisationen, politischen Debatten und Mode und vermittelt so einen Eindruck von den unterschiedlichen Gegenwarten einer sich moralisch beschreibenden Gesellschaft. Der Inhalt · Soziologie als Reflexionstheorie der Ethik · Die Moral der Gesellschaft · Die Ethisierung der Moral · Medizinethik · Organisationen und Werte Die Zielgruppen · SoziologInnen · GesellschaftswissenschaftlerInnen · PhilosophInnen · TheologInnen · MedizinethikerInnen · PolitikwissenschaftlerInnen · Erziehungswissenschaftlerinnen Die Herausgeber Armin Nassehi ist Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dr. Irmhild Saake ist akademische Rätin am Institut für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dr. Jasmin Siri ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München
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